Die Weltbevölkerung bestand 2016 aus ca. 7.7 Milliarden Menschen und wird nach Schätzung der Uno im Jahr 2050 nahezu 10 Milliarden erreichen. Günther Anders hat bereits 1956, im Zusammenhang mit den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki, von der »Antiquiertheit des Menschen« gesprochen der mit solchen Zahlen zwar abstrakt operieren, sich diese aber faktisch nicht mehr vorstellen kann, geschweige denn dass sie ihn emotional erreichen; schon 100 000 oder auch mehr Tote wie in Hiroshima und Nagasaki sprengen jede Vorstellungskraft. Wir Menschen sind eben aus der biologischen Evolution als Wesen entlassen worden die in kleinen Gruppen von maximal einigen Dutzend Mitgliedern als Jäger und Sammler ihr Leben fristen worauf wir körperlich und in unseren emotionalen und intellektuellen Möglichkeiten zugeschnitten sind. Daran hat auch die darauf aufsetzende kulturelle Evolution nichts wesentliches geändert.
Bedenken wir die unübersehbare Menge an kommunikativen Verbindungen unter all den Menschen, an die den ganzen Erdball umspannenden Warenströme, den Flugverkehr mit dem ständig Menschen von hier nach dort transportiert werden und die vielen Millionen die vor Hunger und Krieg auf der Flucht sind, denken wir weiter an die Vielzahl unterschiedlichster Lebensformen sowie an die ständige wissenschaftliche und technische Innovation, so dürfte klar sein dass damit eine Dynamik und Komplexität erreicht ist die von nichts und niemandem mehr als ein Ganzes in den Blick genommen werden kann. Nicht nur die Zukunft ist also unabsehbar, die Gegenwart ist es heute ebenfalls; mehr als ein Blick auf schmale Segmente der menschlichen Welt erscheint kaum noch möglich.
Wir Menschen sind auf ein halbwegs kohärents »Selbst- und Weltbild« angewiesen, wo dies zerbricht ist die Integrität der Person in Gefahr. Zwar kann sich das in unterschiedlichen Segmenten durchaus unterscheiden oder auch widersprechen, muss aber letztlich zu einer Gesamtsicht zusammengefügt werden. So kann z.B. ein beinharter Geschäftsmann, der ohne zu zögern eine große Zahl von Mitmenschen ruiniert, sich im privaten Leben durchaus der christlichen Tugend der Nächstenliebe verpflichtet fühlen. Derartiges mag im Einzelfall schwierig sein oder auch zu persönlichen Krisen führen, die passende Rechtfertigung findet sich aber allemal und geht ins individuelle Selbst- und Weltbild mit ein. Es gehört zu den Leistungen menschlicher Individuen in der tätigen Auseinandersetzung mit sich und der Welt ein solches Selbst- und Weltbild entwickelt zu haben. Dies kann und wird sich im Verlaufe des Lebens ändern, möglicherweise in krisenhaften Entwicklungen auch reorganisiert werden, sichert aber die Kontinuität der Person und ist damit wesentlicher Teil seiner »Identität«.
Es ist nicht zu übersehen dass wir uns als begrenzte und sterbliche Wesen in diesem Prozess in einer Situation ständiger, struktureller Überforderung bewegen. Die überwältigende Komplexität der Welt muss reduziert werden um emotional und intellektuell handhabbar zu werden. Das funktioniert in der »Lebenswelt«, also im Nahbereich des persönlichen Erlebens und Erfahrens meist recht gut was Fehleinschätzungen, Irrtümer oder auch pathologische Entwicklungen nicht ausschließt. Dabei stützen wir uns auf ein »Wissen« dass kulturell tradiert, individuell angeeignet und internalisiert worden ist. Ein solches Wissen ist notwenigerweise abstrakt, d.h. wir behandeln individuell unterschiedliche »Tatsachen« gleich oder ähnlich, als ein Fall von… Derart gebildete »Begriffe« sind nicht immer eindeutig, haben unscharfe Ränder oder laden auch zu Fehlverständnissen ein. Da diese Begriffe in die individuelle und gesellschaftlich vermittelte Sicht auf die Welt eingebettet sind erschließt ihre genaue »Bedeutung« aber erst aus dem Kontext in dem sie verwendet werden. Insofern können und werden die gleichen Begriffe in unterschiedlichen Kontexten höchst unterschiedliches bedeuten. Babylon ist überall…
Die sich stetig steigernde Komplexität der Welt wird angetrieben durch den Kampf um materielle Resourcen. Gesteuert wird dieser durch eine kapitalistisch organisierten Ökonomie verbunden mit wissenschaftlichen und technischen Inovationen die sich von den politischen »Institutionen« in weiten Teilen abgekoppelt hat und ihr besonderes Interesse politisch durchsetzt. Ergänzt wird dies durch eine rigorose Ausbeutung natürlich vorkommender Resourcen, von Metallen, Kohle und Öl bis hin landwirschaftlichen nutzbaren Flächen und Wäldern sowie einer extensiven Nutzung der Weltmeere. Dabei handelt es sich um einen systemischen, sich selbst tragenden Kreilaufprozess dem wir Menschen weitgehend Hilflos ausgeliefert sind und bei dem es notwendigerweise Gewinner, aber eben auch Verlierer gibt.
Die kapitalistisch organisierte Ökonomie wäre nicht so erfolgreich wenn sie nicht erheblich Stärken hätte:
- Die über das Medium Geld vermittelte Warenproduktion schafft weltweit einem Maßstaab der die auf dem »Markt« erscheinenden Produkte hinsichtlich ihres Wertes vergleichbar macht.
- Die Konkurrenz unter den Produzenten die ständig bemüht sind Kosten zu senken und Erträge zu erhöhen treibt Inovationen an und sorgt für eine effizente Warenproduktion.
Verbunden ist dies alles allerdings mit erheblichen Pathologien:
Die Form